Seit Mitte Mai beobachten die Mitarbeiter*innen von SIDA e.V. die Situation um den Raschplatz mit zunehmender Besorgnis. Durch den Verlust von Aufenthaltsmöglichkeiten am Raschplatz für Wohnungslose, treffen wir an allen übrigen Plätzen, an denen Wohnungslose verkehren, bedeutend mehr Menschen an.

So auch an der „Öttinger-Wiese“. Dort ist für die Vielzahl von Menschen oft nicht genügend Schatten vorhanden, sodass ernstzunehmende gesundheitliche Notfälle wie Sonnenstiche und Dehydratationen entstehen.  Es kommt zu einer Häufung von Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen. In Anwesenheit eines Teams des SIDA-Mobils eskalierte ein Konflikt derartig, dass notfallmedizinisch interveniert werden musste.

Durch das umfängliche Freizeitangebot auf dem Raschplatz leidet die medizinische Versorgung der Wohnungslosen. Besonders augenfällig sind die unterversorgten Wunden, die teilweise eine Woche lang nicht behandelt wurden, weil die Betroffenen das dort angesiedelte, nicht mobile Versorgungsangebot nicht mehr nutzen (können). Die Folgen: Infektionen und Nekrosen, die zu einer Blutvergiftung bis hin zur Notwendigkeit einer Amputation führen können – unvermeidlich sind dann Einschränkungen in der Mobilität und eine erhöhte Pflegebedürftigkeit.

 SIDA leitet aus den o.g. Beobachtungen folgende Empfehlungen ab, die in der Anhörung des Sozialausschusses der Landeshauptstadt vom 19. Juni 2023 entsprechend vorgetragen wurden:

Eine kontinuierliche medizinische Versorgung im Rahmen eines verlässlichen, aufsuchenden Angebots ermöglicht die Vermeidung von medizinischen Komplikationen. Durch das Angebot können die notwendigen Behandlungen durchgeführt werden, wenn medizinische Institutionen aus vielfältigen Gründen nicht in Anspruch genommen werden.
Eine vor-Ort-Unterstützung ermöglicht die Überleitung in weitere medizinische Versorgungsstrukturen. Dies sollte durch eine Anbindung von Ärzt*innen in Verbindung mit einem Fahrdienst ergänzt werden.
Es bedarf einer niedrigschwelligen, flexiblen Substitutversorgung und aufsuchender Angebote, die in der Landeshauptstadt bisher fehlen. Dies erhöht die Reichweite des Angebots und mindert Suchtdruck und Beschaffungskriminalität. Sie schafft eine Besserung des gesundheitlichen Gesamtsituation der Betroffenen.

Ein wesentlicher Punkt ist zudem die bessere Vernetzung der Angebote. Dies könnte beispielsweise durch institutionsübergreifend eingesetzte Bezugspersonen erfolgen.  Im „SIDA-Mobil“ gelingt dies durch den Einsatz derselben Kräfte auch in der Caritas Straßenambulanz.

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